Praktische Tipps zur Honigernte

 

 

 

Hier sollen keine Kriterien und Details der Richtlinien und Verordnungen der Honigernte und das Inverkehrbringen eines Lebensmittels bis ins Kleinste erläutert werden, sondern Tipps und Hinweise der praktischen Abläufe bei der Honiggewinnung von der Wabe aus dem Honigzarge bis zur Schleuder gegeben werden.

 

 

Wassergehalt

 

 

Der Wassergehalt ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal des Honigs. Ein Honig mit einem Wassergehalt von 16,5% hat Spitzenqualität und besitzt eine sehr gute Lagerfähigkeit. Grundsätzlich gilt: Nur aus starken Völkern mit einem stark ausgedehnten Brutgeschehen kann ein qualitativ guter Honig geerntet werden. Aus schwachen Völkern wird, wenn überhaupt, nur ein Honig mit höherem Wassergehalt geerntet werden können.

 

 

Der gesammelte Nektar (Blütensaft) der Bienen, der ins Volk frisch eingebracht wird, hat einen Wassergehalt von ca. 90%. Erst durch das mehrmalige Umtragen des Honigs im Volk, von Biene zu Biene (Sammlerbiene zur Stockbiene, nächste Stockbiene etc.), wird der Wassergehalt des Nektars gesenkt. So machen die Bienen aus Nektar Honig. Oftmals kann man beobachten, dass frisch eingetragener Honig von Bienen zuerst in den Brutwaben zwischengelagert und erst danach weiter in den Honigraum getragen wird.

 

 

 

Wie hoch darf der Wassergehalt im Honig sein?

 

Nach der Honigverordnung darf der Wassergehalt im Honig maximal 20% betragen. Wer den Honig im DIB-Glas verkauft, max. 18%. Im Heidehonig darf der Wassergehalt etwas höher sein.

 

 

 

Wie wird der Wassergehalt festgestellt?

 

Die geeignetste und sicherste Methode um den Wassergehalt im Honig festzustellen ist die Messung mit einem Refraktometer. Idealerweise werden unmittelbar vor der Honigernte kleine Proben einzelner Waben testweise gemessen. Da der erste Honig in den mittleren Waben des Honigraumes eingetragen wird, haben diese Waben einen geringeren Wassergehalt als die äußeren Waben. Daher macht es Sinn, eine der äußeren Waben zu testen.

 

Es gibt eine (aber nicht 100% sichere ! ) Faustregel: Wenn die Honigwabe mindestens zu zwei drittel verdeckelt ist, kann man erwarten, dass der Wassergehalt des Honigs den Vorgaben entspricht. Grundsätzlich sollte in diesem Fall noch einmal eine Tropfprobe erfolgen. Indem die Honigwabe mit beiden Händen einmal kurz gerüttelt wird. Wenn dann die Wabe Tropfen verliert, sollte von einer Entnahme für die anschließende Schleuderung abgesehen werden. Aber selbst bei verdeckelten Honig kann der Wassergehalt über 18% liegen.

 

 

 

Wann ist der geeignete Zeitpunkt, um Honig zu ernten?

 

In der Regel, wenn große Trachten wie Obstblüte oder Raps im Frühjahr, und die Linde im Sommer vorbei sind. Das sieht man, wenn z.B. die Obstblüte oder der Raps verblüht sind. Wenn im Sommer keine weiteren Trachten angewandert werden, ist in unserer Region mit der Lindenblüte die Honigsaison Mitte / Ende Juli beendet.

 

Es sollte mit der Ernte so lange gewartet werden, bis die Bienen die Waben verdeckelt haben. Zu früh geernteter Honig hat einen zu hohen Wassergehalt und ist nicht lagerfähig. Der Honig wird gärig.

 

 

 

Was muss ich bei der Honigernte beachten?

 

Im Idealfall sollten nur komplett verdeckelte Honigwaben geerntet werden. Grundsätzlich sollten die Honigräume für die Honigernte morgens oder am frühen Vormittag abgenommen werden. Da zu diesem Zeitpunkt noch kein frischer Nektar eingetragen wurde. Wer mit einer Bienenflucht arbeitet, sollte die Bienenflucht entsprechend einen Tag früher in die Beuten einsetzen.

 

Bei Regen sollten die Honigräume nicht abgenommen werden, da die Gefahr besteht, dass Honig die Luftfeuchtigkeit und somit Wasser zieht.

 

 

 

Honig Schleudern

 

 

 

Die zur Schleuderung abgenommenen Honigräume sollten zunächst 1 bis 2 Stunden vor dem Schleudern bei Raumtemperatur ruhen, damit die Waben etwas herunter temperieren um besser verarbeitet werden können. Die Wabern dürfen wiederum aber nicht zu stark abkühlen.

 

 

 

Geeigneter Raum

 

Der Raum, in dem der Honig geschleudert wird, muss Bienendicht (Fenstergaze, etc.) sein. Denn Bienen haben einen sehr guten Geruchsinn und werden vom Honigduft angelockt. In dem Raum sollten keine starken Gerüche von Materialen, Kochtöpfe etc. vorhanden sein und auch nicht geraucht werden, da Honig die Eigenschaft besitzt, Gerüche anzunehmen. Haustiere sollten aus hygienischen Gründen fern des Raumes bleiben. Manche Wanderimker benutzen eine mobile bienendichte Schleudereinrichtung.

 

 

 

Arbeitsmittel für die Honigernte (Minimalausstattung für eine kleine Imkerei)

 

  • Entdecklungsgeschirr und Entdecklungsgabel
  • Grobsieb und mind. ein Feinsieb
  • Honigschleuder
  • Eimer u. Hobboks
  • Rührstab oder Rührgerät

 

 

 

 

Arbeitsvorgänge

 

 

Für jeden Schleudergang werden die Honigwaben mit der Entdecklungsgabel vollständig entdeckelt. Sonst würde der Wachsdeckel der Zelle verhindern, dass der Honig aus der Wabe fließen kann.

 

Egal welcher Bauart, Tangential- oder Radialschleuder, werden beide Seiten der Waben zuerst mit geringer Umdrehung leicht angeschleudert. Würde man sofort mit hoher Drehzahl die Schleuderung der Honigwaben beginnen, würde die Waben aufgrund der Zentrifugalkraft und dem Gewicht der Waben brechen. Die Waben werden bei jedem Schleudergang in der Schleuder gedreht – bei der Radialschleuder wird die Richtung geändert. Erst nach dem 2. bis 3. Schleudergang können die Waben  mit einer höheren Drehzahl geschleudert werden.

 

 

Der Honig läuft aus der Schleuder durch ein Grob- und dann durch ein Feinsieb in den Hobbok oder größeren Honigeimer. Bei dem Vorgang muss der Honig von Wachs- und Fremdpartikeln gereinigt werden. Das geschieht mit einem Doppelsieb (Grob- und Feinsieb) aus Edelstahl oder durch ein Grobsieb aus Edelstahl und einem Feinspitzsieb aus Kunststoff. Das Feinsieb verstopft je nach Menge der zu schleudernden Waben recht schnell und muss ausgewaschen werden. Deshalb sollte mehr als ein Feinsieb parat stehen. Das Grobsieb kann zwischendurch mit einem Löffel gereinigt werden.

Im Imkerzubehörhandel stehen je nach Ausbau und Größe der Imkerei eine große Auswahl von Material und Hilfsmitteln im Angebot.

 

 

Zum Zeitpunkt des Einsetzens der Kristallisation muss der Honig gerührt werden. Beim Rapshonig kann das schon am nächsten Tag sein. Es ist hilfreich, den Honig im Hobbok zu beobachten. Rapshonig bekommt zu Beginn der Kristallisation einen perlmuttfarbigen Glanz auf der Oberfläche. Hilfreich ist auch ein Honigglas 500g mit frisch abgefülltem Honig als Schauglas auf dem abgefüllten Hobbok zu stellen. In dem Glas kann die Vertrübung und somit die einsetzende Kristallisation beobachtet werden.

 

 

 

Unterschiedlicher Honig – unterschiedliche Kristallisation

 

Rapshonig besitzt einen höheren Anteil von Traubenzucker und kristallisiert fein, aber dafür sehr schnell und hart aus. Wird mit der Ernte zu lange gewartet, kann es passieren, dass der Honig bereits in der Wabe kristallisiert. Eine Schleuderung der Waben ist dann nicht oder nur schwer möglich. Rapshonig muss unmittelbar nach der Honigernte gerührt werden, da er sonst im Hobbok hart auskristallisiert.

 

Sommerhonige kristallisieren dagegen erst nach mehreren Wochen und teilweise sehr grob aus. Das kann verhindert werden, indem der Honig nicht zu langsam auskristallisiert. Das wird erreicht, indem der geschleuderte Honig bei niedriger Temperatur (ca. 14 Grad) gelagert und regelmäßig gerührt oder mit einem feinkristallinem Honig wie z.B. Rapshonig „geimpft“ wird. Grundsätzlich wirkt sich eine niedrige Lagertemperatur positiv auf die Kristallisation aus.

 

Der Honig kann traditionell mit einem Dreikant-Holzstab mit der Hand gerührt werden. Diese Arbeit ist allerdings sehr schweißtreibend. Im Zubehör werden verschiedene Rührgeräte angeboten. Angefangen von einem elektrischen Handrührgerät aus dem Handwerksbereich oder einem Stativ mit Elektromotor, bis zu einem professionellen Rührgerät aus Edelstahl.

 

 

 

Lagerung von Honig

 

Die optimale Lagertemperatur von Honig liegt bei 10 bis 18 Grad. Der Raum soll trocken und frei von Gerüchen sein. Die Luftfeuchte in dem Raum sollte unter 60% liegen.