Bienen schwärmen – das liegt in ihrer Natur

 

Autor: Martin Bialetzki , 07.05.2021

 

 

 

Die traditionelle Korbimkerei im Lüneburger Stülper in der gleichnamigen Heide beruht auf das Vermehren der Bienenvölker durch Schwärme. Schon aufgrund des Volumens eines Bienenkorbes kann man schließen, dass dieser aufgrund seiner Größe nicht für ein großes Bienenvolk, wie man es aus der Magazinimkerei kennt, ausreichend ist. Auch eine Nachschau, wie man es aus der Magazinimkerei kennt, ist in der traditionellen Korbimkerei nicht möglich. Somit ist das Schwärmen vorprogrammiert und beabsichtigt. Nach dem Auszug des Schwarmes wird dieser wieder eingefangen und in einen neuen Bienenkorb eingeschlagen. So werden die Völker für die Heidetracht in der traditionellen Korbimkerei für die zu erwartende Heidetracht im Spätsommer vorbereitet.

 

 

 

In der Magazinimkerei ist der Schwarmtrieb nicht erwünscht. Durch das rechtzeitige Eingreifen durch geeignete Maßnahmen wird der Schwarmtrieb verhindert. In den Carnica- und Buckfast- Reinzuchtlinien ist der fehlende oder bzw. minimierte Schwarmtrieb als Zuchteigenschaft heraus gezüchtet worden. Beim Reinzüchter, der seine Völker richtig führt, bleibt der Schwarmtrieb bei diesen Völkern fast vollständig aus.

 

 

 

Richtige Völkerführung in der Schwarmzeit bedeutet, den Bienen rechtzeitig Raum für die weitere Volksentwicklung zu geben, indem der Brutraum erweitert und Honigräume aufgesetzt werden. Rechtzeitig in diesem Sinne bedeutet nicht so früh wie möglich, sondern zum richtigen Zeitpunkt, wenn notwendig. Die Baurahmen werden regelmäßig ausgeschnitten und durch rechtzeitige Eingriffe in das Bienenvolk werden Schwarmverhinderungsmaßnahmen durchgeführt. Das beinhaltet die regelmäßige Durchsicht der Völker in Abständen von 7 – 9 Tagen und wenn notwendig, dass Ausbrechen von Schwarmzellen-

Auch das Schröpfen sehr starker Völker Ende April/ Anfang Mai mindert den Schwarmtrieb. Es werden ein bis max. zwei offene Brutwaben mit ansitzenden Bienen ohne Königin und einer Futterwabe mit ansitzenden Bienen aus einem Volk entnommen und damit ein Ableger gebildet. Der Ableger wird anschließend an einem Standort außerhalb des Flugradius des Volks (mind. 3 km) aufgestellt.

 

 

Wann beginnt der Schwarmtrieb und wie lange hält er an?

 

Der Schwarmtrieb beginnt je nach Witterung Ende April / Anfang Mai und hält bis Ende Juni an. Der Schwarmtrieb kann auch schon früher einsetzen, wenn der Imker den richtigen Zeitpuinkt verpasst, den Völkern mehr Raum zu geben.

 

 

Wie erkenne ich den Schwarmtrieb?

 

 

Natürlich an den Weiselzellen auf den Waben. Diese werden von den Arbeiterinnen bevorzugt am äußeren und unteren Wabenrand, aber auch auf der Wabenmitte senkrecht nach unten herausgezogen gebaut. Diese werden, wenn sie rechtzeitig erkannt werden, herausgebrochen.

 

Befinden sich in einem Volk nur 1 bis drei Weiselzellen, und sind diese mitten auf der Wabe angelegt, dann könnte es sich um Nachschaffungszellen handeln. Das bedeutet, dass die Königin nicht in Ordnung oder alt ist und die Bienen mit ihr nicht mehr zufrieden sind. In diesem Fall spricht man nicht von einem Schwarmtrieb, sondern die Bienen beabsichtigen, sich eine neue junge Königin zu ziehen. Diese Situation kann im ganzen Bienenjahr auftreten.

 

 

Wie erkenne ich rechtzeitig den Schwarmtrieb?

 

 

Anfangs werden von den Arbeiterinnen nur sogenannte Spielnäpfchen gezogen. Werden diese später innen richtig blank geputzt und glänzen, dann dauert es nicht mehr lange, und die Spielnäpfchen werden von der Königin bestiftet. Dann spricht man von einer Weiselzelle. Werden die bestifteten Weiselzellen in der Länge herausgezogen und sehen etwas dicker aus, dann schwimmt bereits eine Larve im Gelee Royal, dem Weiselfuttersaft.

 

 

Weitere frühzeitige Erkennungszeichen für einen beginnenden oder bevorstehenden Schwarmtrieb ist die mangelnde Baubereitschaft. Mittelwände und Baurahmen werden nicht mehr weiter ausgebaut und der Baurahmen sieht wellenförmig aus.

 

Beim Ziehen einer Wabe merkt man, dass sich am Unterträger jede Menge Bienen angekettelt haben. Zum überwiegenden Teil sind das die trägen Flugbienen.

 

 

Punktuell glänzt der Pollen auf den Waben. Er wird mit Honig überzogen und somit für das übrigbleibende Volk in Falle des Schwärmens konserviert. Glänzt der Pollen vollständig auf den Waben, dann steht der Auszug bevor.

 

 

Auf dem Flugbrett sieht es aus, als langweilen sich die Bienen. Bei allerschönstem Flugwetter sitzen jede Menge Bienen auf dem Flugbrett. Sie fliegen lustlos zickzackförmig aus der Beute. Anders sieht das auf dem Flugbrett eines sammelfreudigen Volkes aus. Die Bienen zischen wie ein Pfeil aus der Beute raus und wieder rein. Man merkt, dass die Bienen richtig in Aktion sind.

 

 

Auf ein Volk, dass diese Vorzeichen zeigt sollte dann genauer geachtet werden. Bei den Durchsichten sollte jede Weiselzelle entdeckt und ausgebrochen werden. Sind Weiselzellen vorhanden, müssen bei der Durchsicht notfalls alle Waben bienenfrei abgefegt werden. Es darf keine Weiselzell übersehen werden.

Wenn nach mehrmaligen ( 3 – 4 Schwarmkontrollen) Ausbrechen der Weiselzellen sich der Schwarmtrieb des Volkes nicht wieder einstellt, macht es Sinn, sich die weitere aufwendige Arbeit zu ersparen und es wird ein Königinnenableger gebildet. Die Königin wird mit ansitzenden Bienen einer offenen Brutwabe und einer Futterwabe und weiteren Waben ( Mittelwände oder leere Honigwaben ) in eine neue Beute gesetzt. Damit die Bienen nicht wieder in die alte Beute zurück fliegen wird der Ableger außerhalb des Bienenflugradius ( 3km) aufgestellt. Wenn sich die Bienen an dem neuen Standort eingeflogen haben, können sie wieder auf den alten Stand zurückgebracht werden. Im alten Volk bricht man noch alle überzähligen Weiselzellen aus und lässt nur eine Weiselzelle stehen, aus der die neue junge Königin schlüpfen wird.

 

 

 

Was ist, wenn ich die Königin nicht finden kann oder sich schon verdeckelte Weiselzellen im Volk befinden?

 

 

Wenn sich schon verdeckelte Weiselzellen im Volk befinden, dann nützt auch das Ausbrechen der Zellen nur wenig. Zu 90 % wird das Volk schwärmen. Findet man auf einer Wabe noch Stifte, besteht noch eine geringe Chance, das Schwärmen noch rechtzeitg abzuwenden.

Werden alle Weiselzellen ausgebrochen und ist keine offene Brut mehr vorhanden, hat das Volk keine Chance mehr, sich eine neue Königin zu ziehen. Wenn in diesem Fall die Königin bereits mit einem Schwarm das Volk verlassen hat, so ist mit dem Ausbrechen der Zellen und ohne offene Brut das Volk weisellos. Um dem Volk wieder zu einer Königin zu verhelfen, gibt es mehrere Möglichkeiten:

1. eine Brutwabe ohne Bienen mit Stiften oder Larven im jüngsten Stadium aus dem Nachbarvolk in das Volk hängen. Das wäre eine  sichere Methode und wird auch Weiselprobe genannt. Wird keine neue Königin gezogen, dann befindet sich entweder die alte Könign noch im Volk oder das Volk besitzt bereits eine neue Königin, die noch nicht in Eiablage gegangen ist.

2. eine verdeckelte Weiselzelle, die kurz vor dem Schlupf steht, in das Volk hängen

3. eine neue Königin zusetzen

 

Deshalb gilt: Das Volk zunächst in Ruhe durchschauen, sich einen Überblick verschaffen und erst dann die notwendige Maßnahme treffen.

 

 

Die Königin wird ein paar Tage vor dem Schwärmen von den Arbeiterinnen nicht mehr gefüttert und geht aus der Eiablage. Dadurch bilden sich ihre Eierstöcke zurück und sie verliert an Gewicht. Sodass sie wieder aufgrund ihres Gewichtverlustes flugfähig ist und zusammen mit dem Schwarm aus dem Volk ausfliegen kann. Die Königin sitzt nicht mehr auf der Brutwabe, wie man es von den Durchsichten gewohnt ist, sondern läuft im ganzen Volk herum, sodass sie schwer zu finden ist.

 

 

Um das halbe Volk durch einen Schwarm nicht verlieren zu wollen, bildet man einen Flugling. Indem das schwarmträchtige Volk um 2 bis 3 Meter von seinem jetzigen Standort verstellt wird. Auf den alten Standort des verstellten Volkes wird eine Beute mit Boden und Deckel gestellt. In dieser Beute werden 1 bis 2 Futterwaben und aus einem anderen Volk eine Brutwabe mit offener Brut ohne ansitzenden Bienen gegeben. Der Rest wird mit Mittelwänden oder leeren Honigwänden aufgefüllt. Zur Not geht auch kurzfristig ein Absperrgitter unterm Deckel, an dem sich die Bienen erst einmal anhängen können.

 

Was passiert, wenn das schwarmträchtige Volk um 2 bis 3 von seinem Standort verstellt wird? Die Flugbienen fliegen auf den alten Standort zurück und fehlen nun im schwarmträchtigen Volk. Das hat zur Folge, dass ohne Flugbienen auch kein Schwarm mehr ausziehen wird. Der Schwarmtrieb wurde in diesem Volk somit unterbunden. Nach ein paar Stunden oder am nächsten Tag wird in dem ursprünglich schwarmträchtigen Volk nach der Königin geschaut. Die erste Wabe, auf der eine schöne Weiselzelle gefunden wird, wird unbeschadet zur Seite gestellt. Alle anderen Weiselzellen auf den übrigen Waben werden ausgebrochen. Wird die Königin nicht gefunden, wird die Wabe mit der Weiselzelle wieder in der das Volk gehängt, damit bei fehlender Königin eine neue Königin in dem Volk schlüpfen kann. Auch wenn die Königin übersehen wurde, ist das kein Beinbruch. Die alte oder neue Königin wird in dem Volk verbleiben. Das machen die beiden unter sich aus. Nach 10 - 14 Tagen sollte kontrolliert werden, ob wieder Stifte im Volk vorhanden sind.

 

In dem Flugling werden sich die Bienen auf der Brutwabe eine neue Königin ziehen. Nach 9 Tagen sollte die Brutwabe noch mal kontrolliert werden und es werden alle Weiselzellen bis auf eine ausgebrochen. Der Flugling kann als neues Volk durch den Winter gebracht werden oder später mit dem alten Volk wieder vereint werden.

 

 

 

 

 

Woran erkennt man, dass ein Schwarm unmittelbar bevorsteht?

 

 

Es sind jede Menge Bienen auf dem Flugbrett und einige Bienen laufen außen über dem Flugloch „Achten“ an der Beute hoch.

Das große Naturschauspiel beginnt in kurzer Zeit und jeder Imker sollte sich den Auszug eines Schwarmes einmal ansehen. Ein Schwarm zieht mittags zwischen 11 und 14 Uhr aus, besonders an einem schwülen Tag. Tausende von Bienen mit der alten Königin befinden sich plötzlich in einer Wolke mit einem starken Summen in der Luft. Ein ausgezogener Bienenschwarm ist nicht gefährlich und sticht auch nicht, denn sie haben nichts mehr zu verteidigen. Die Bienen haben jetzt ganz andere Sorgen. Sie müssen eine neue geeignete Behausung finden. Der Schwarm hängt sich in kurzer Distanz an einen Zweig eines Strauches oder Baumes oder am Gartenzaun auf. Dort verweilt er kurz und fliegt dann wieder los und hängt sich in 1 bis 2 km Entfernung am nächsten Baum. Die Abstände, die der Schwarm dann fliegt, werden immer größer. Die meisten Schwärme überleben den nächsten Winter nicht und sind verloren, weil sie keinen geeigneten Hohlraum finden, in den sie einziehen können.